Der Stelzenläufer

Liebe Entdeckerin, lieber Entdecker,
ich bin es, der Stelzenläufer. Woher mein Name kommt, ist wohl offensichtlich. Diese pinken langen Beine soll mir mal einer nachmachen! Doch diese Stelzen trage ich nicht nur zur Schönheit, sie helfen mir in tiefem Wasser zu waten. Dort picke ich mit meinem Schnabel nach kleinen Wasserbewohnern. Im Flug erinnern meine schwarzen spitzen Flügel eher an eine Schwalbe, wenn ich im Wasser stehe erinnere ich eher an einen Storch in Miniaturform. Mit beiden Arten bin ich allerdings gar nicht verwandt, sondern mit den vielen Schnepfen- und Regenpfeifer-Arten des Seewinkels.
Ich bin nicht nur schön anzusehen, sondern auch richtig selten! Man findet mich zwar auch in Asien und Afrika, aber meistens an den Küsten. Im Binnenland Mitteleuropas bin ich nur an ausgewählten Plätzen zuhause. Zum Glück finde ich an den seichten Uferbereichen der Lacken des Seewinkels und am Neusiedler See einen passenden Lebensraum. Doch der passt mir nicht jedes Jahr, wenn es zu wenig regnet und die Lacken sehr früh trockenfallen, beginnen wir erst gar nicht mit dem ganzen Aufwand einer Brut. Finde ich aber doch ein nasses Fleckerl, wie z.B. beim Foto-Hide der St. Martins Therme und Lodge baue ich ein spärliches Nest direkt am Ufer. Wenn alles gut geht, schlüpfen vier braun gescheckte Jungvögel die sofort aus dem Nest flüchten. Wenn wieder mal die Rohrweihe über unser Gebiet fliegt, dann rufen wir Gefahr aus „kyik kyik“ und unsere Junge drücken sich auf den Boden und hoffen im grau-braunen Uferbereich nicht entdeckt zu werden.
Ich bin ein echtes Highlight auf jeder Safari von April bis September! Und wie kommt man am besten zu einer Safari? Mit einem Aufenthalt in der St. Martins Therme und Lodge. Infomieren Sie sich und mit etwas Glück bei dem kniffligen Quiz am Ende, können Sie einen Aufenthalt in der St. Martins Therme & Lodge gewinnen.
Liebe Grüße,
Ihr Stelzenläufer (Himantopus himantopus)

Der Graziöse mit den Stelzenbeinen
Der Stelzenläufer ist der heimische Vogel mit den längsten Beinen im Verhältnis zu seiner Körpergröße. Die leuchtend pinken Beine sind so lang, dass sie beim Fliegen weit über das Schwanzende hinausragen. Während bei anderen Vögeln beim Brüten die Beine im Gefieder verschwinden, stehen die Beingelenke des Stelzenläufers unter dem Körperende hervor. Sieht vielleicht komisch aus, aber mit diesen langen „Haxn“ watet der Stelzenläufer in tieferer Uferbereiche in denen noch genug Nahrung vorhanden ist.
Der ganze Körper des Stelzenläufers ist weiß, nur die schwarzen Flügel bilden einen starken Kontrast. Bei Männchen ist der Rücken ebenso schwarz wie die Flügeln, während er bei den Weibchen braun gefärbt ist. Der Schnabel ist ebenso schwarz und dünn wie eine Pinzette. Wenn man dem Stelzenläufer ganz nahekommt, entdeckt man dunkelrote Augen! Wahrlich ein graziöses Geschöpf!
Die Verwandtschaft des Stelzenläufers - im Seewinkel
Der Stelzenläufer gehört zur Ordnung der Charadriiformes, diese beinhinhaltet alle Möwen, Seeschwalben und Watvögel (insgesamt wurden 79 Arten im Seewinkel festgestellt!). Zu letzteren Gruppe gehören die Schnepfen, Regenpfeifer und auch der Stelzenläufer. Der engste Verwandte des Stelzenläufers ist der Säbelschnäbler, der auch zur Familie der Recurvirostridae gehört. Diese Familie vereint also zwei faszinierende Charakterarten des Seewinkels.
Verbreitung
Der Stelzenläufer bewohnt ein riesiges Areal das sich von Europa bis Südafrika und vom Atlantik bis zum Pazifik erstreckt. Die Art ist aber sehr wärmeliebend und das Brutgebiet zieht sich daher in Europa nur bis Nordfrankreich. Im Winter ziehen diese nördlichen Vögel in den Süden. Generell besiedelt der Stelzenläufer gerne Lagunen am Meer, daher ist er im Binnenland relativ selten. So auch in Österreich, wo er nur rund um den Neusiedler See zuhause ist. Die salzreichen Lacken des Seewinkels stellen für ihn einen wichtigen Insellebensraum dar. Im Seewinkel wird der Bestand je nach Wasserstand 110 bis 200 Paare geschätzt. Bei niedrigen Wasserständen brüten allerdings nur sehr wenige Paare erfolgreich.
Ernährung
Der Stelzenläufer ernährt sich vor allem von wasserlebenden Wirbellosen die er mit seinem feinen Schnabel vom Grund oder aus dem Wasser herauspickt. Die meiste Beute ist kleiner als 1 cm, aber etwas größere Fische, Kaulquappen oder Krebse werden nicht verschmäht. Der pflanzliche Anteil am Nahrungsspektrum, wie z. B. Samen, ist sehr gering. Von Vorteil bei der Nahrungssuche sind die langen Beine mit denen der Stelzenläufer in Bereichen waten kann, in den andere Watvögel nicht vordringen.
Fortpflanzung & Nestbau
Stelzenläufer halten eine monogame Saisonehe, das heißt zwei Vögel verpaaren sich im Frühling und bleiben bis die Jungvögel flügge werden zusammen und dann trennen sich ihre Wege wieder. Der Brutplatz befindet sich am Rand von einer seichten Wasserfläche oder auf Inseln. Das Nest ist sehr spärlich und besteht meist nur aus ein paar losen Stängeln die auf den Boden zwischen krautige Pflanzen gelegt werden. In dieses Nest legt das Weibchen 4 Eier. Diese Eier sind durch ihre braune Färbung mit dunklen Sprenkeln gut getarnt. Die Eier werden von beiden Elterntieren etwa 23 Tage bebrütet und schließlich schlüpfen die Jungvögel. Diese verlassen aber sofort das Nest und folgen ihren Eltern die auf sie aufpassen. Nach weiteren 30 Tagen können die Jungen fliegen. Man spricht bei diesen Vögeln von Nestflüchtern, da die Jungvögel sofort das Nest verlassen ohne flugfähig zu sein. Bei Gefahr warnen die Altvögel und die Jungvögel drücken sich an den Boden und verlassen sich ganz auf ihre Tarnung.
Richtig Beobachten
Wann & Wo
Stelzenläufer brüten im Seewinkel an den Salzlacken am offenen Uferbereich des Neusiedler Sees. Sie überwintern im Mittelmeerraum und in Afrika und kommen bei uns im Seewinkel Anfang April wieder an. Die meisten ziehen dann im September wieder ab. Erstmals zu einer Überwinterung in Österreich kam es letzten Winter am St. Andräer Zicksee als zwei Jungvögel den Winter ausharrten. Stelzenläufer am Eis im Jänner zu beobachten war durchaus einzigartig!
Interaktive Inhalte
Hier finden Sie eine Auswahl an weiterführenden Informationen zum Stelzenläufer. Filme, Audiodateien, Weblinks, etc.
Lebensraum St. Martins Therme & Lodge
Am Gelände der St. Martins Therme & Lodge ist der Stelzenläufer von April bis Juli beim Foto-Hide zu sehen. Die kleine Lacke bot 2019 gleich neun Paaren des Watvogels (etwa ein Zehntel des österreichischen Bestandes in diesem Jahr!) Brutmöglichkeit. Die heurige Brutsaison beginnt gerade und wir hoffen auch 2020 wieder auf Stelzenläufer-Nachwuchs auf unserem Gelände!

Nistplatz
Die Lacke am St. Martins-Gelände bietet ausreichend tiefes Wasser für den Stelzenäufer. In den Uferbereichen und auf kleinen Inseln, die vor Bodenräubern sicher sind, errichten sie ihre Nester aus Zweigen und Gras. Das Weibchen legt vier Eier, die dann von beiden Geschlechtern abwechselnd bebrütet werden.

Sicher bei Hochwasser
Wenn der Wasserstand in der Lacke steigt, wie das zum Beispiel nach Regenfällen der Fall ist, türmen die Stelzenläufer mehr Nistmaterial auf um die Eier stets im trockenen zu halten. Gefährlicher wird es, wenn der Wasserstand während der Brutzeit zu weit sinkt - dann können Fressfeinde den Nesthügel leichter erreichen.

Aus nächster Nähe
Aus dem Foto-Hide lassen sich die Stelzenläufer aus nächster Nähe beobachten. Dabei können auch die unterschiedlichen Gefiederfärbungen verschiedener Individuen und die Unterschiede zwischen den Geschlechtern studiert werden. Männchen zeigen einen schwarzen, Weibchen einen braunen Mantel.

Nachbarn: Schafe
Unsere Zackelschafe sorgen für kurze Vegetation an manchen Ufern der Lacke und so für ideale Bedingungen für verschiedene Brutvögel. Wenn ein Schaf dem Nest des Stelzenläufers zu nahe kommt, weiß sich dieser mit seinem spitzen Schnabel zu helfen.

Nachbarn: Rotschenkel
Die Rotschenkel suchen in der Regel in seichteren Bereichen des Gewässers nach Nahrung. Gelegentlich kommt es aber dennoch zu Konflikten zwischen den Arten.

Bei Gefahr: Rettung ins Wasser
Stelzenläufer-Küken können schwimmen und machen davon bei Gefahr Gebrauch. Auch, um auf Inseln zu kommen oder einfach um die Lacke zu überqueren, begeben sich die Kleinen ins Wasser, während ihre Eltern auch das tiefere Wasser Durchwaten können.