Pannonisches Glasschmalz

Liebe Entdeckerin, lieber Entdecker,
Was passiert eigentlich, wenn Sie zu viel Salz zu sich nehmen? Vermutlich bekommen Sie dann ordentlich Durst. Den meisten Pflanzen geht es da genauso, nur können Pflanzen dann nicht aktiv trinken. Ein zu hoher Salzgehalt im Boden führt somit zu Wassermangel. Wasser kann nicht mehr aus dem Boden aufgenommen werden, bzw. zieht das Salz im Boden das Wasser sogar aus den Pflanzen hinaus. Im schlimmsten Fall kommt es dabei sogar zu Trockenschäden oder die Pflanze vertrocknet gänzlich.
Mir, als absolutem Salzspezialisten, kann so etwas aber nicht passieren! Denn ich bin perfekt an hohe Salzgehalte im Boden angepasst. Ich kann nämlich selbst dann noch Wasser aus dem Boden aufnehmen, wenn dort der Salzgehalt höher ist, als in meinen Zellen. Allerdings werde ich durch diese Wasseraufnahme im Laufe meines kurzen Lebens auch immer dicker und fleischiger.

Salicornia prostrata
Das Glasschmalz ist die am stärksten salztolerante heimische Salzpflanze. Sie zählt zur Familie der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae) und benötigt für das Wachstum einen Salzgehalt von mindestens 2,5 bis 3 %. Es kann aber auch Salzgehalte bis 10 % aushalten.
Aussehen
Das Glasschmalz ist einjährig und wächst im Durchschnitt bis zu 20 cm hoch. Die Pflanzen wachsen reich verzweigt bis gänzlich unverzweigt. Die ganze Pflanze ist in 3 bis 5 mm lange Abschnitte gegliedert. Die Sprosse erreichen einen Durchmesser von 5 bis 6 mm. Die Pflanzen wirken auf den ersten Blick blattlos. Bei genauer Betrachtung sind allerdings an den verdickten nudelförmigen Stängeln die winzigen fleischigen schuppenförmigen Blätter zu erkennen. Da die Blätter so dicht an die Sprosse angepresst sind, wirkt es, als wäre nur der Stamm verdickt, bzw. fleischig. Im Spätsommer bis Herbst färbt sich die Pflanze kräftig weinrot.
Fortpflanzung
In den Achseln der schuppenförmigen Blätter bilden sich unscheinbare Blüten. Diese Blüten sind in die Stängelglieder eingesenkt. Die Staubblätter ragen nur unwesentlich aus den Blüten heraus. Die Pflanze bestäubt sich selbst. Wenn die Samen reif sind, dann fallen diese zu Boden und die Pflanze stirbt ab. Einzig die Samen überdauern die kalte Winterzeit, als auch die trockene Sommerzeit. Die Keimung erfolgt im Sommer, die Blütezeit erstreckt sich von August bis Oktober.
Verbreitung
Das Pannonische Glasschmalz kommt von Österreich über Ungarn, Rumänien, Bulgarien bis in die Ukraine vor. In Österreich beschränkt sich das Vorkommen auf das Nordburgenland und seine speziellen Salzlebensräume. Die Art ist als gefährdet eingestuft. Weitere sehr nahe verwandte Arten kommen im Bereich der europäischen Küsten, z.B. am Wattenmeer vor und zählen zu Artengruppe des Europäischen Quellers.
Wissenswertes

Namensherkunft
Die Pflanze erhielt ihren Namen, da Sie bei der Glasproduktion beigefügt wurde, um das Schmelzen der Glasmasse zu fördern. Der wissenschaftliche Gattungsname Salicornia leitet sich aus dem Arabischen ab. Der Name wurde bereits in der Renaissance verwendet. Der Ursprung liegt im Wort „salcoran“, welches sich wahrscheinlich von arabisch salaq und sala = was so viel wie sieden, kochen bzw braten, rösten bedeutet, ableitet. Aus der Pflanze wurde durch Röstung der Asche Soda gewonnen. In Deutschland ist das Glasschmalz unter dem Namen Queller bekannt.

Kulinarik
In einigen Gegenden Europas, vor allem in Frankreich und der Türkei, werden Glasschmalz-Arten auch als Gemüse gegessen. Sie dienen als Beilage oder Salat. Das Pannonische Glasschmalz, das in der Region Seewinkel vorkommt, wird nicht kulinarisch verwertet. Da es gefährdet ist, darf es generell nicht gepflückt werden.
Interaktive Inhalte
Hier finden Sie eine Auswahl an weiterführenden Informationen zum Pannonischen Glasschmalz.
Lebensraum St. Martins Therme & Lodge
Am Gelände der St. Martins Lodge sind das Glasschmalz und andere Pflanzen extremer Salzstandorte, nicht zu finden, dazu ist der Boden viel zu wenig salzhaltig. Andere salztolerante Arten kann man allerdings durchaus entdecken. Vor allem um die renaturierte Pimetzlacke zeigen sich bereits auch spannende seltene Salzarten.

Die winzig klein blühende Salzbunge (Samolus valerandi) ist im pannonischen Gebiet stark gefährdet. Sie zählt zu den Primelgewächsen, blüht im Sommer und wächst sowohl um die renaturierte Pimetzlacke, bzw. auch am Rande des St. Martins Sees.

Die Meerbinse (Bolboschoenus maritimus) liebt stark schwankende Wasserstände und ist eine weltweit besonders an den Meeresküsten verbreitete Art. Die Salz-Simse (Juncus gerardii) besiedelt hingegen feuchte leicht salzige Wiesenbereiche. Beide wachsen auch am Gelände der St. Martins Therme & Lodge.

Das ebenfalls zu den Gänsefußgewächsen zählende Große Knorpelkraut (Polycnemum majus) sieht zwar ein bisschen aus, wie eine der charakteristischen Salzpflanzen, aber es liebt trockene sandige bis schottrige salzfreie Standorte. Es kommt an den offenen Stellen entlang des Dammes, bzw. am St. Martins Gelände vereinzelt vor.

Safari Status
Das Glasschmalz ist generell nicht leicht zu entdecken, da es oft an Stellen wächst, die nicht zugänglich sind. Bei sehr niedrigen Wasserständen ist es aber durchaus möglich, es auch an Ufern der größeren, nicht zum Nationalpark zählenden Gewässer, zu finden, an denen es auch erlaubt ist, das Ufer zu betreten. Die Safari „Salzlacken und ihre Bewohner“ bietet Gelegenheit das Glasschmalz und verwandte Arten kennen zu lernen und aus nächster Nähe zu bewundern.