Der Schwarzblaue Ölkäfer oder Maiwurm

Liebe Entdeckerin, lieber Entdecker!
Viele Menschen haben mich wohl noch nie gesehen. Dabei bin ich allein von meiner Größe her doch eher ein auffälliger Käfer. Ich halte mich aber ausschließlich am Boden auf und werde wohl aus diesem Grund auch gern übersehen. Und genau deshalb gibt es jetzt von mir zu lesen. Tauchen Sie ein in meine wundersame Welt die wohl doch ganz anders ist, als die der meisten Käfer.
Mehr über mich erfahrt ihr, wenn ihr weiterlest,
Euer Ölkäfer
Meloe proscarabaeus
Systematik
Familie: Ölkäfer (Meloe proscarabaeus)
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Weltweit 2500 Arten
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Europa 210 Arten
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Österreich 32 Arten
Vorkommen Schwarzblauer Ölkäfer: Europa, Nordafrika, östlich bis Japan
Lebensraum
Sandige, offene Flächen, Auwälder, Waldwege
Merkmale
Der Ölkäfer hat eine glänzend schwarzblaue Farbe und die Größe beträgt 11-35mm. Die ausgewachsenen Tiere sind Pflanzenfresser. Durch ihre sehr verkürzten Flügeldecken sind die Käfer flugunfähig. Weibchen mit prallen Hinterkörper wirken wurmartig. Die wurmähnliche Gestalt war namensgebend für das in der Umgangssprache verwendete Wort Maiwurm. Die zarteren und kleineren Männchen haben stark geknickte Fühler.
Gift
Die Käfer enthalten zum Schutz gegen Fressfeinde das hochgiftige Cantharidin. Bereits ein Käfer enthält eine für den Menschen tödliche Dosis. Das Gift wird von den Käfern bei Bedrohung an den Beingelenken in honigfärbigen, ölartigen Tröpfchen abgegeben. Daher leitet sich auch der Name Ölkäfer ab. Das Gift fand seit dem Altertum, gewonnen auch bei verwandten Ölkäferarten wie der Spanischen Fliege, Anwendung in der Heilkunde z.B. als Blasenpflaster (=Blasenkäfer), zur Bekämpfung der Tollwut oder als Aphrodisiakum. Auch für die Vollstreckung von Todesurteilen und bei Giftmorden fand Cantharidin Anwendung.
Großtrappenhähne fressen Ölkäfer um ihren Verdauungstrakt mit Hilfe von Cantharidin von Parasiten zu befreien und dadurch ihre Erfolgsaussichten bei der Balz und der Fortpflanzung zu erhöhen.
Fortpflanzung
Die erwachsenen Käfer treten von März bis Juni auf. Nach der Begattung, bei der die Weibchen von den Männchen auch Cantharidin übertragen bekommen, legen sie bis zu 9000 Eier in ein an einer offenen sandigen Stelle selbst gegrabenes Loch in den Boden. Aus diesen Eiern entwickeln sich winzige Triungulinus-Larven. Diese kriechen dann vom Boden auf Blüten von Frühlingsblumen (z.B. Buschwindröschen) und warten dort auf solitäre (einzeln lebende) Wildbienen-Weibchen. Kommt ein Insekt zur Blüte hängen sich die Larven an das Insekt. Aber nur wenn dies dann auch eine solitäre Wildbiene ist, hat die Larve eine Chance zu überleben. Von tausenden Larven erreichen nur wenige dieses Ziel, deshalb auch die hohe Anzahl der Eier. Im Nest der Wildbiene ernähren sich die Larven dann sowohl vom eingetragenen Pollen, als auch von der Bienenbrut selbst und verpuppen sich dort.
Gefährdung
Das Verschwinden des Lebensraumes, vor allem von offenen Bodenstellen durch Bodenversiegelung, bedroht sowohl Ölkäfer als auch die für sie relevanten Wildbienenarten in Österreich. Der Bestand der Ölkäfer ist in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen.

Aufgrund ihrer heutigen Seltenheit können Ölkäfer nur mehr erschwert beobachtet werden. Da sie fluguntauglich sind und sich daher ausschließlich am Boden fortbewegen, gelingen genauere Einzelbeobachtungen eventuell für einige Minuten.
Weibchen kann man am Rand von Wegen beim Anlegen der Eigrube beobachten. Ende März gelang am Gelände der St. Martins Therme & Lodge die Beobachtung des sehr seltenen Bunten Ölkäfers „Meloe variegata“ (siehe Foto). Die typische offene Landschaft des Seewinkels ist ein guter Lebensraum für den Ölkäfer. Am Entdeckerpfad rund um unseren Badesee ist er mit etwas Glück zu beobachten, auch wenn vielen Lebewesen die derzeit herrschende Trockenheit zu schaffen macht.
Interaktive Inhalte
Hier finden Sie ein Video mit besonderen Inhalten zum Ölkäfer.