Der Kolkrabe

Liebe Entdeckerin, lieber Entdecker!
Auch wenn man es mir nicht ansieht oder gar anhört, aber wir Kolkraben gehören zur Ordnung der Sperlingsvögel und zur Unterordnung der Singvögel, deren größter Vertreter ich bin. Im Seewinkel sind wir grundsätzlich das ganze Jahr über anzutreffen, allerdings immer äußerst selten und in geringer Stückzahl. Wenn ich mich aber mal blicken lasse, dann bin ich durch meine Größe und Farbe eine durchaus beeindruckende Erscheinung. Meist verrate ich meine Anwesenheit allein schon durch meine weithin hörbare, kräftige Stimme.
Nun will ich Euch aber nicht länger aufhalten. Lest einfach mehr Wissenswertes über mich und meine Artgenossen auf den folgenden Seiten.
Euer Kolkrabe,
Corvus corax
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Länge: 54 – 64 cm
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Flügelspannweite: 110 – 130 cm
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Gewicht: 1000 – 1400 g
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Lebenserwartung:: bis zu 20 Jahre, in Gefangenschaft noch älter
Aussehen
Vom Kolkraben gibt es mehrere Unterarten, die sich optisch kaum voneinander unterscheiden. Alle sind praktisch komplett schwarz. Das gilt sowohl für Gefieder, Schnabel und Beine. Der Schnabel ist groß und kräftig, der Schwanz im Flug keilförmig. Einzige Verwechslungsmöglichkeit ist die wesentlich kleinere Rabenkrähe, deren Flugbild allerdings eine andere Schwanz- und Flügelform zeigt und die auch über eine andere Stimme verfügt.
Es gibt kaum einen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Die Männchen sind im Durchschnitt minimal größer und schwerer als die Weibchen.
Stimme
Kolkraben verfügen über ein äußerst vielfältiges Lautrepertoire und sind auch gute Imitatoren anderer Tierstimmen. Die Rufe sind laut und kräftig und weithin hörbar. Am häufigsten allerdings hört man ein im Flug vorgetragenes, tiefes und meist mehrfach wiederholtes rollendes „rok“ oder klackerndes „krack“.
Nahrung
Kolkraben sind Allesfresser, es gibt praktisch nichts, was verschmäht wird. In freier Wildbahn überwiegt meist der tierische Anteil, doch alle anderen Arten von Nahrungsquellen werden ebenfalls gerne angenommen. Das gilt auch für sämtliche denkbare Formen von fressbaren menschlichen Haushaltsabfällen. Tierische Nahrung wird einerseits auf der Jagd erbeutet, andererseits wird gerne auch Aas aufgenommen. Nach pflanzlicher Nahrung wird vorwiegend am Boden gesucht. Dabei zeigen sich Raben äußerst einfallsreich, was bis hin zum Ausgraben von Feldfrüchten oder keimenden Pflanzenteilen führen kann.
Fortpflanzung
Die Geschlechtsreife erfolgt im Alter von 3 bis 4 Jahren. Die Paarbildung beginnt normalerweise im Alter von 2 Jahren, danach besteht eine lebenslange monogame Dauerehe. Das Nest befindet sich in Bäumen oder Felswänden. Legebeginn ist Ende Februar/Anfang März, ein Gelege besteht aus durchschnittlich 3-6 Eiern. Bei frühem Gelegeverlust wird häufig ein Ersatzgelege angelegt, wofür oftmals sogar ein neues Nest gebaut wird. Die Brutdauer beträgt 20-21 Tage, die Jungvögel sind Nesthocker, bleiben nach dem Schlüpfen noch 40-42 Tage im Nest und danach weitere 5-6 Monate im Familienverband mit den Altvögeln zusammen.
Verbreitung
Die verschiedenen Unterarten des Kolkraben gibt ausschließlich auf der nördlichen Erdhalbkugel. Das sehr große Verbreitungsgebiet erstreckt sich – mit Unterbrechungen – über weite Teile Asiens, Europas und Nordamerikas. Südlichste Verbreitungsgrenze ist in etwa der afrikanische Mittelmeerraum, die Kanarischen Inseln, Südchina, Nordindien sowie Mittelamerika. In Europa ist der Kolkrabe ebenfalls weit verbreitet, Lücken gibt es in Ostengland, großen Teilen Frankreichs und in Mittelitalien. Im Seewinkel gibt es bisher nur sehr wenige Brutnachweise, etwas häufiger und regelmäßiger aber nie in großer Anzahl, treten Kolkraben das ganze Jahr über als Durchzügler bei uns auf.
Lebensraum
Kolkraben sind äußerst flexibel, was ihre Ansprüche an den Lebensraum betrifft. Sie bewohnen sowohl Gebirgslandschaften, Tiefebenen, Küstengebiete, Wälder, Steppen und sogar Halbwüsten. Vereinzelt gibt es auch Brutpaare, die in Großstädten leben.
Gefährdung
Heute gilt der weltweite Bestand des Kolkraben als stabil und ungefährdet. Das war nicht immer so. Lange Zeit wurde er als Landwirtschafts- bzw. Jagdschädling gezielt verfolgt, so dass die Bestände massiv zurückgingen bis hin zur völligen Ausrottung in Teilen Nordamerikas und Westeuropas. Seit dem Ende des 2. Weltkrieges haben sich die Bestände wieder erholt und auch die Gebiete, wo er verschwunden war, wurden wiederbesiedelt. Trotzdem passiert es immer noch, dass Kolkraben illegal abgeschossen werden oder durch Giftköder ums Leben kommen.

Brütende Kolkraben sind im Raum Neusiedler See eine absolute Ausnahmeerscheinung und wenn, dann bisher nur im ganz östlichen Hanság nachweisbar. Durchziehende Exemplare sind bei uns allerdings ganzjährig anzutreffen, jedoch niemals häufig und man braucht einiges an Glück, um die Tiere zu beobachten. Am größten ist die Chance dabei in den Wintermonaten, am niedrigsten im Sommer.
Interaktive Inhalte
Hier finden Sie Videos mit besonderen Inhalten zum Kolkraben.