Der Mais

Liebe Entdeckerin, lieber Entdecker!
Hallo, ich bin es der Mais - oder wie man hier bei uns im Seewinkel sagt – der Kukuruz. Obwohl ich nicht mal in Europa heimisch bin, habe ich es dennoch dazu gebracht, dass ich aus der europäischen Küche nicht mehr wegzudenken bin. Ich erinnere nur an die unzähligen Kinobesuche, wo ich kiloweise in Form von Popcorn verzehrt werde. Aber nicht nur das, mein Beitrag zur Ernährung der Weltbevölkerung ist mittlerweile nicht mehr außer Acht zu lassen. Darum freue ich mich sehr, dass ich im Jahr 2022 zum Gemüse des Jahres gekürt wurde und den Anlass nutzen kann, hier ein bisschen über mich zu erzählen. Und übrigens – die kalte trübe Winterzeit, die wurde im Seewinkel gerne zum Abrebeln der trockenen Maiskolben genutzt, aber auch zum Flechten von Maisstrohkörben.
Ihr Mais,
Zea mays
Verwandschaft
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Reich: Pflanzen (Plantae)
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Abteilung: Gefäßpflanzen (Tracheophyta)
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Unterabteilung: Samenpflanzen (Spermatophytina)
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Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
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ohne Rang: Einkeimblättrige Pflanzen
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Familie: Süßgräser (Poaceae)
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Gattung: Zea (Mais)
Aussehen
Lebensform: einjährig
Höhe: Bis 2,5 m hoch
Stängel bis 5 cm dick
Blätter: zweizeilig angeordnet bis 10 cm breit und über bis 1 m lang.
Blüten: einhäusig, endständige rispige männliche Blütenstände im oberen Bereich der Pflanze, weibliche Blüten in seitenständigen Kolben im unteren Bereich der Pflanze, Narben bis 25 cm lang, fadenförmig, hängend, hellgrün bis rötlich.
Früchte: Kolben mit meist gelben in 6-16 in Reihen angeordneten Maiskörnern.
Lebensweise
Der Mais ist ein einjähriges schnellwüchsiges Süßgras. Er ist gut an Hitze angepasst, benötigt aber immer eine ausreichende Wasserversorgung. Der Mais zählt zu den C4-Pflanzen, welche CO2 aus der Luft besser binden können. Bei hohen Umgebungstemperaturen und hoher Lichteinstrahlung schließen viele Pflanzen ihre Spaltöffnungen, um den Wasserverlust gering zu halten. Das erschwert dann allerdings die Aufnahme von CO2 und hemmt das Wachstum. C4-Pflanzen, wie auch der Mais, können CO2 hingegen vorfixieren und so besser binden, bzw. auch geringe Konzentrationen von CO2 besser verfügbar machen. Dieser Mechanismus ist bei hoher Lichteinstrahlung und hohen Temperatur ein klarer Vorteil, wodurch C4-Pflanzen in kürzerer Zeit mehr Biomasse aufbauen als herkömmliche C3-Pflanzen.
Weitere typische C4-Pflanzen die mit dem Mais verwandet sind, sind Zuckerrohr und Hirse.
Die Bestäubung der Mais-Blüten erfolgt durch den Wind und kann über viele Kilometer erfolgen. Die Entwicklung vom Keimling zur samenbildenden Pflanze erfolgt innerhalt weniger Monate.
Vorkommen
Mais wird mittlerweile fast weltweit in vielen unterschiedlichen Sorten kultiviert. Der weltweit größte Maisproduzent mit 58 % der Weltproduktion sind die USA, gefolgt von China, Brasilien, Argentinien und der Ukraine. Das Nachbarland Ungarn liegt im Übrigen auf Rang 17.
Nach Europa kam der Mais kurz nach der Entdeckung Amerikas durch Christopher Columbus. Das erste europäische Anbaugebiet lag Mitte des 16. Jahrhunderts in Spanien. Da der Mais leicht zu kultivieren war und hohe Erträge lieferte, leistete er bald einen entscheidenden Beitrag zur Ernährung der unterversorgten Bevölkerung. Er wurde zu einer beliebten Feldfrucht, die rasch auch per Handelsschiff ihren Weg nach Südostasien, Indien, China und Japan und schlussendlich auch nach Afrika und in den Nahen Osten fand.
Ursprung und Zucht
Die heutigen Maispflanzen mit ihren großen Kolben haben aber wenig mit der Pflanze zu tun, von der der Mais vermutlich ursprünglich abstammt. Als Urform, bzw. Wildform des Mais wird die Teosinte (Zea parviglumis) angesehen, die aus Mittelamerika, genau genommen Mexiko, stammt und dort auch heute noch vorkommt. Im Gegensatz zum uns bekannten Kulturmais, bildet die Wildform keine Kolben aus, sondern Ähren mit hartschaligen Samenkörnern. Aus diesen Ähren wurden im Laufe der Jahrhunderte Pflanzen mit Kolben gezüchtet. Ziel war es, die Kolben und auch die Samenkörner zu vergrößern und am Kolben zu behalten, dass sie bei der Ernte nicht verstreut werden. Erstaunlich dabei ist, dass die Größe der Kolben in relativ kurzer Zeit durch Züchtung enorm zugenommen hat. Während die ältesten gefundenen Kolben nicht größer als 2 cm waren, maßen die Kolben vor 5000 Jahren bereits 7 cm und erreichten innerhalb der nächsten 3000 Jahre das 50-fache der frühesten Funde. Auch wenn nicht die gesamte Geschichte der Entstehung des Mais geklärt ist und die Untersuchungen noch laufen, so erfolgte nach bisherigen Forschungsergebnissen die Trennung zwischen der Teosinte und dem Mais von 9200 Jahren. Die ältesten fossilen Überreste von Maiskörnern sind allerdings wesentlich jünger, nämlich um die 6200 Jahre alt.
Bei der Zucht werden generell immer Pflanzen mit zufälligen Mutationen weitervermehrt, wenn diese dem Ziel der Zucht entsprechen. Bei der Teosinte waren dabei nur 5 Gene verantwortlich, nämlich jenes, welches die Ausbildung nur eines mittleren Stängels induziert, jenes welches die Körner vielreihig anordnet, jenes welches die Kolben bruchfest macht, jenes welches die holzige Schale umschließt, bzw. diese nicht mehr ausbildet und jenes, welches die Haftung der Körner am Kolben bewirkt.
Mit dem zunehmenden Zuchterfolg gelang auch die Produktion von Nahrung in großen Mengen. Die Züchtung von Mais gilt deshalb als Grundlage für das Erblühen der indigenen Hochkulturen der mexikanischen Azteken und Maya sowie der Inka im heutigen Peru. Die Maya nannten sich selbst „Menschen aus Mais“, denn in ihrem Schöpfungsmythos schufen die Götter den Menschen aus Mais.
In Europa begann der Maisanbau im 16. und 17. Jahrhundert zuerst in den klimatisch günstigen Bereichen, und da vor allem im Mittelmeergebiet. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zur Züchtung von Sorten, die auch in klimatisch ungünstigen Gebieten wachsen konnten. Die Anbauflächen blieben aber dennoch eher gering. Zu einer starken Ausweitung des Anbaus kam es erst Mitte des 20. Jahrhunderts.
Wirtschaftliche Bedeutung
Der Mais zählt zu den weltweit wichtigsten Nutzpflanzen. Während er allerdings für die Entwicklungsländer ein wesentliches Grundnahrungsmittel darstellt, wird er in den Industrieländern vorwiegend als Futter für Nutztiere verwendet. Traditionell wird aus Mais auch Stärke und Öl gewonnen. Eine zunehmend weitere wichtige Nutzung in den Industrieländern ist auch die Nutzung als Energierohstoff zur Herstellung von Biokraftstoff (Bioenthanol) und auch die Nutzung von Maissilage als Substrat für Biogasanlagen. Weiters ist Mais aber auch Ausgangsstoff für Biokunststoffe.
Als Nahrungsmittel wird vorwiegend Maisgries und Maismehl verwendet. Zuckermais zum Rohgenuss bzw. zum Grillen bildet nur einen geringen Bruchteil der Nutzung. Zuckermais wurde überhaupt erst Mitte des 19. Jahrhunderts gezüchtet und entstand durch eine zufällige Mutation.
Die Verwendung des Maisstrohs spielt heute kaum noch eine Rolle. Früher wurden aus den getrockneten Blättern auch hier im Seewinkel Körbe, Bienenkörbe und Schuhe geflochten und Ziergegenstände (z.B. Puppen und Weihnachtsschmuck) hergestellt. Für die Erzeugung der Körbe wurden eigene hölzerne Modeln verwendet, in die das Maisstroh eingelochten wurde.
Namensherkunft
Das heutige Wort „Mais“ leitet sich von einer heute ausgestorbenen indigenen Sprache auf Haiti ab. Dort wurde die Pflanze „mahiz“ genannt.
Im Osten Österreichs wird Mais auch als Kukuruz bezeichnet. Die Namensherkunft lässt sich nicht mehr eindeutig feststellen, es gibt dazu allerdings zwei sprachwissenschaftliche Herleitungen. Einerseits könnte es vom serbokroatischen „kukuruz“ entlehnt worden sein, was sich wiederum möglicherweise von dem Ruf „kukuru“ ableitet, mit dem Hühner zum Füttern angelockt wurden. Oder es ist vielleicht aus dem Albanischen entlehnt und vom Wort für „Kügelchen, Perle, Korn“ abgeleitet.

Maisfelder sind von allem im zentralen Teil des Seewinkels landschaftsprägend. Im Gegensatz zu anderen Regionen in Österreich dienen diese aber meist der Zucht von Saatmais. Dafür werden auf ein und derselben Ackerfläche zwei verschiedene Sorten nebeneinander angepflanzt, die miteinander gekreuzt werden sollen. Bei jenen Pflanzen, von denen man das Saatgut, die Körner, ernten möchte, wird der obere Teil der Pflanze (mit den männlichen Staubblättern) abgeschnitten. Die Pflanzen, die den männlichen Anteil (Pollen) liefern, werden nach der Bestäubung zur Gänze entfernt. Aus diesem Grund wirken die Maispflanzen im Gebiet oft niedriger, bzw. sind in regelmäßigen Abständen zwischen den Pflanzen auch immer zwei Reihen entfernt.
Interaktive Inhalte
Hier finden Sie Videos mit besonderen Inhalten zum Mais.