Das Scharbockskraut

Liebe Entdeckerin, lieber Entdecker!
Ich bin sicher, ihr habt mich schon mal gesehen, denn ich bin einer der ersten Frühjahrsblüher hier bei uns. Meine leuchtendenden gelben Blüten und auch meine glänzend grünen Blätter fallen in der braungrauen Vorfrühlingslandschaft doch besonders auf! Mein Name ist Scharbockskraut und ich komme mit zwei Arten auch in Österreich vor. Zu finden bin ich fast überall, im Auwald, in Gärten und Parks oder auf wechselfeuchten Wiesen- und Weideflächen und auch auf den tiefer gelegenen Bereichen der Hutweiden des Seewinkels.
Mehr über mich erfahrt ihr, wenn ihr weiterlest,
Euer Scharbockskraut
Ficaria verna
Systematik
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Familie: Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae)
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Unterfamilie: Ranunculoideae
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Tribus: Ranunculeae
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Gattung: Ficaria
Verbreitung
Das Scharbockskraut ist schwerpunktmäßig in Nord- und Mitteleuropa beheimatet.
In Nordamerika wurde die Pflanze eingebürgert, in den USA gilt die Pflanze als invasiv.
Lebensraum
Das Scharbockskraut zählt zu den Hahnenfußgewächsen und kommt in Österreich mit zwei Arten vor, die beide auch im Burgenland heimisch sind. Das Knöllchen-Scharbockskraut (Ficaria verna) bevorzugt sehr nährstoffreiche feuchte Edellaubwälder, bzw. Auwälder, während das Nacktstängel-Scharbockskraut (Ficaria calthifolia) in weniger feuchten Eichenwäldern, an Waldsäumen, auf Halbtrockenrasen, aber auch auf Rasenflächen vorkommt und auch die tiefer gelegenen Bereiche der Seewinkler Hutweiden besiedelt.
Aussehen
Die Unterscheidung des Knöllchen-Scharbockskrauts und des Nacktstängel-Scharbockskrauts ist wohl erst bei wirklich genauem Hinsehen möglich.
Das Knöllchen-Scharbockskraut besitzt keine deutliche Grundrosette aus Laubblättern. Die Blütenstiele tragen zwei bis vier Laubblätter. Die Laubblätter selbst sind rundlich und der Blattrand weist an den Spitzen der Blattrandkerbzähne Drüsen zur Abscheidung von Wasser (Hyathoden) auf, die mit der Lupe als helle Punkte erkennbar sind. Die Kerben zwischen den Zähnen sind zudem sehr eng. Das Knöllchen-Scharbockskraut vermehrt sich durch Brutknöllchen und bildet nach der Blüte keine Samen aus.
Das Nacktstängel-Scharbockskraut besitzt eine deutliche Grundrosette und die Blütenstiele sind blattlos bzw. weisen höchstens ein Blatt auf. Die Laubblätter sind eiförmig und die Drüsen zur Wasserabscheidung befinden sich in den weniger deutlichen Kerben. Das Nacktstängel-Scharbockskraut wird von Insekten bestäubt und bildet schwärzliche Samen aus.
Biologie
Beide Arten besitzen auffällige Blüten, die Nektar abgeben und von Insekten besucht werden. Die Blüten wachsen und schließen temperaturabhängig. Sie entsprechen einer nektarführenden Scheibenblume und bestehen aus kelchartigen Perigonblättern und kronblattartigen Nektarblättern. Die gelben Nektarblätter glänzen fettig und sind durch Carotinoide in der äußeren Haut goldgelb gefärbt, darunter befindet sich eine Schicht aus weißer Stärke, die das Licht reflektiert. Die Basis der Blüte glänzt nicht und reflektiert das UV-Licht im Gegensatz zu den äußeren Bereichen kaum. Das Innere der Blüte hebt sich somit vom äußeren Bereich deutlich ab und zeigt so den Insekten, wo der Nektar zu holen ist. Solche Leitsysteme, die Insekten gezielt den Weg zum Nektar anzeigen, werden Saftmale genannt.
Das Nacktstängel-Scharbockskraut vermehrt sich sexuell und bildet Früchte in Form behaarter Nüsschen aus. Die Früchte des Knöllchen-Scharbockskrauts verkümmern hingegen bereits im Ansatz, die Verbreitung erfolgt ausschließlich durch Brutknöllchen, die sich in den Blattachseln bilden.
Scharbockskräuter zählen zu den ersten Pflanzen, die im Frühling blühen. Sie nutzen die Zeit, wo noch keine Blätter der höherwüchsigen Gehölze das Sonnlicht behindern. Sobald die Bäume austreiben, bzw. es zu heiß und trocken wird, haben die Scharbockskräuter bereits ihren Lebenszyklus abgeschlossen und ziehen sich wieder in ihre unterirdischen Knollen zurück.
Nutzung
Die jungen Blätter der Scharbockskraut-Arten können vor der Blütenbildung geerntet und dem Salat beigegeben, bzw. auch für die Herstellung von Kräutertopfen verwendet werden. Sie schmecken etwas scharf und herb, weisen aber einen hohen Gehalt an Vitamin C auf. Der Genuss sollte aber auf kleinere Mengen beschränkt werden, da die Blätter den Giftstoff Protoanemonin enthalten. Da sich dieser Giftstoff in der Pflanze anhäuft, sollte von einer Ernte zur Blütezeit Abstand genommen werden, da alte Blätter mehr Gift enthalten und es so zu Schleimhautreizungen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall kommen kann.
Der Name Scharbock leitet sich nicht von einem Tier ab, sondern ist der alte Name des Vitamin C-Mangels (Skorbut), also jenen Symptomen, die auftreten, wenn Menschen zu wenig Vitamin C zu sich nehmen. Auf Grund des hohen Gehalts an Vitamin C wurde das Scharbockskraut angeblich früher als Reiseproviant für Seefahrer mitgenommen und gegessen. Auch nach dem langen Winter galt das Scharbockskraut als wichtiger Vitamin C- Lieferant für die Bevölkerung und wurde im Frühling verzehrt.
Das Scharbockskraut wird gelegentlich auch als Zierpflanze für Pflanzungen unter Gehölzgruppen und auf Rasenflächen genutzt. Es gibt auch weiß blühende Varianten und Zuchtformen mit weinroten bzw. panaschierten (grün-weißen) Blättern.

Die auffällig goldgelben Blüten und saftigen Blätter sind im Seewinkel an den tiefer gelegenen und etwas feuchteren Senken in den Hutweiden bereits ab März zu sehen. Verweilt man länger an den Blüten des Scharbockskrautes ist es sicherlich auch möglich unterschiedliche Insekten beim Nektarsaugen zu beobachten. Im Mai allerdings sind die Pflanzen meist schon in ihre unterirdischen Knollen zurückgezogen und nicht mehr sichtbar. Bei Pflanzen ist das richtige Timing wichtig, denn ansonsten ist es erst wieder in einem Jahr möglich, die Schönheit der Blüten zu genießen.
Interaktive Inhalte
Hier finden Sie Videos mit besonderen Inhalten zum Scharbockskraut.