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Liebe Entdeckerin, Lieber Entdecker,
ich bin’s, die Weißrandfledermaus! Wahrscheinlich sind wir uns schon ein paar Mal begegnet aber ich bin mir nicht sicher, ob du mich gesehen hast. So wie die meisten Arten innerhalb der Ordnung der Fledertiere, bin auch ich nachtaktiv und bleibe daher von euch Menschen meist unbemerkt. Früher hat man mich überwiegend in den Regionen rund ums Mittelmeer so wie in Westasien angetroffen, doch seit 1947 ist auch Österreich mein Zuhause, das ich mit 27 weiteren Fledermausarten teile. Wenn ihr mehr über mich und meine „kuhliigen“ Artgenossen erfahren wollt, dann lest hier weiter!
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Weißrandfledermaus
Bildnachweis: © Salix / Wikimedia Commons
Aussehen
Die hell bis dunkelbräunlich gefärbte Weißrandfledermaus gehört zur Gattung der Zwergfledermäuse und ist eines der kleinsten heimischen Fledertiere. Mit einer Körpergröße (Kopf-Rumpf-Länge) von maximal 4,7 cm, einer Flügelspannweite von etwa 22 cm und einem Gewicht von 5 – 10 Gramm ist sie nur unwesentlich größer als die nahverwandte Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus). Eine gewöhnliche Streichholzschachtel ermöglicht einen guten Größen- und Gewichtsvergleich – mit angelegten Flügeln passt die Weißrandfledermaus nämlich genau hinein und das Gewicht einer vollen Streichholzschachtel spiegelt das Gewicht dieser Art wieder. Ihr auffälligstes Merkmal ist der namensgebende 1-2 mm breite weiße Saum, der sich am Hinterrand der Flughaut vom Schwanz bis zur Flügelspitze entlangzieht.
Nahrung
Adulte Weißrandfledermäuse ernähren sich von Klein-& Kleinstinsekten, die sie in der Luft erjagen. In absteigender Reihenfolge sind vor Allem folgende Insektengruppen für diese Art von Relevanz: Stechmücken (Culicidae), Lepidoptera (Schmetterlinge), Zuckmücken (Chironomidae) sowie Hautflügler (Hymenoptera). In Siedlungsgebieten kann man sie manchmal im Laternenlicht beim Beutezug beobachten. Da Fledermäuse Säugetiere sind, werden die Jungtiere mit Milch der Mutter versorgt – bei der Gattung Pipistrellus wird der Nachwuchs etwa 4 bis 5 Wochen gesäugt, bevor er selbständig auf Jagd gehen kann.
Nahrungssuche und Orientierung durch Echoortung
Die Orientierung sowie das erfolgreiche Aufspüren von Beute funktionieren über die Echoortung. Dabei werden im Falle der Weißrandfledermaus Ultraschallrufe von etwa 36- 40 Kilohertz abgegeben. Wenn die ausgesendeten Ultraschallwellen auf ein Objekt treffen, werden sie reflektieret und das Echo gelangt zurück zur Fledermaus, wo die Schallwellen von den hochsensiblen Ohren dieser Tiere aufgefangen und verarbeitet werden. Die Zeit und Intensität des Widerhalls geben dabei Informationen zur Entfernung und Größe eines Objektes preis. Die sehr hohe Frequenz dieser Rufe übersteigt unsere akustische Wahrnehmungsfähigkeit (20 Hz- 20 kHz) bei Weitem weswegen wir die Rufe der Fledermäuse nicht hören können. Mit einer Lautstärke von bis zu 140 Dezibel ist es vermutlich auch das Beste für uns, diese Geräusche nicht wahrnehmen zu können.
Infovideo zu Echoortung bei Fledermäusen
Fortpflanzung
Nach einer im Vorjahr (August/September) erfolgten Verpaarung suchen die Weibchen in kleinen Gruppen (bis 200 Individuen) ab Mai sogenannte Wochenstuben auf, in denen 1-2 Jungtiere zur Welt gebracht und mehrere Wochen gesäugt werden. Als Verstecke dienen der Weißrandfledermaus Spaltenquartiere an Gebäuden wie beispielweise hinter Holzverkleidungen von Fassaden oder unter Dachrinnen.
Verbreitung
Als wärmeliebende Art war die Weißrandfledermaus ursprünglich in der Mittelmeerregion, auf der Arabischen Halbinsel sowie in Westasien verbreitet. Klimawandelbedingt hat diese Art ihr Verbreitungsgebiet in Richtung Nord erweitern können und Fortpflanzungsnachweise gibt es in Wien und München seit 1996 bzw. 2002. Den Erstnachweis für Österreich lieferte der Limnologe Ingo Findenegg bereits 1947 in Klagenfurt. Mit steigenden Jahrestemperaturen in Mitteleuropa ist eine Ausdehnung des Verbreitungsgebietes zu höheren Breitengraden durchaus denkbar.
Bildnachweis: Carlosblh, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Gefährdung
Fledermäuse gehören zu den am stärksten gefährdeten Säugetierarten Österreichs und stehen unter besonderem Schutz. Neben dem durch den Menschen verschuldeten Insektensterben, stellt auch der Lebensraumverlust sowie moderne Gebäudesanierung eine große Bedrohung für diese Tiere dar.
Lebensweise
Die Weißrandfledermaus ist ein Kulturfolger und daher häufig in besiedelten Gebieten anzutreffen. Hier nutzt diese Art Parkanlagen, Teiche, Gärten oder Hinterhöfe als Jagdgebiet während ihr verschiedene Gebäudestrukturen, Mauerspalten und Hohlräume als Tagesstätten, Wochenstuben und Winterquartiere dienen. Als relativ standorttreue Art sind keine ausgedehnten saisonalen Wanderungen bekannt. Die Weißrandfledermaus kann ein Alter von 8 Jahren erreichen, was im Vergleich zu ähnlich großen Wirbeltieren wie Spitzmäusen (Gartenspitzmaus 2-3 Jahre) ein recht stolzes Alter ist.
Wo zu finden
Aufgrund ihrer nächtlichen Aktivität und der schnellen Flugweise ist das gezielte Beobachten von Fledermäusen generell schwierig. Abhilfe verschafft ein Ultraschalldetektor oder auch „Batcorder“, der die Rufe der Fledermäuse aufzeichnet und für das menschliche Gehör hörbar macht. Der Abgleich mit einer Frequenztabelle ermöglicht die Bestimmung der überfliegenden Art.
Bildnachweis: Gilles San Martin from Namur, Belgium, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons
Rund um St. Martins
Auch im flachen Seewinkel ist die Weißrandfledermaus Pipistrellus kuhlii zuhause. Da nur wenige Daten über Lebensraum- und Quartiernutzung bekannt sind, ist das Team der St. Martins Therme & Lodge besonders stolz darauf, dieser Art immer wieder am Gelände zu begegnen. Im Herbst 2022 hat eine kleine Gruppe (4-7 Individuen) für mehrere Wochen die Hohlräume der Beringungshütte als Schlafplatz genutzt.
Wen beim Lesen die Faszination „dämmerungs- und nachtaktive Tiere“ ergriffen hat, hat die Möglichkeit bei einer unserer Dämmerungssafaris mehr über diese Tiere zu erfahren.
Mnolf, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
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